Beim Anhören der Aufnahme des verstimmten Klaviers der Marke Lehmann (Baujahr 1929) kommt schnell der Verdacht von Altersschwäche auf. Zahlreiche so genannte kritische Einzeltöne fallen förmlich aus dem Rahmen. Wenn Einzeltöne, die sich aus 2-3 Saiten zusammensetzen, in sich stärker verstimmt sind, so kann das ein Hinweis auf einen möglichen Schaden im Stimmstock sein. Im Stimmstock stecken die Stimmnägel, um die die Saitenenden gewickelt sind. Der Klavierstimmer verändert durch Drehungen an diesen Stimmnägeln die Spannung der Saiten. Wenn aber diese Stimmnägel im Stimmstock aufgrund von Rissen keinen Halt mehr haben, lässt sich ein Klavier nicht mehr stimmmen, oder die Stimmung hält nicht mehr so lange. Das sind die Befürchtungen, die man beim Probespielen als Klavierstimmer im Hinterkopf hat.
Dann macht man sich ans Werk. Es beginnt damit, dass man zuerst den Halt der kritischen Stimmnägel überprüft. Dann geht man Ton für Ton, Saite für Saite durch den gesamten Tonraum des Klaviers. Aufgrund des Alters und des Zustands gilt es vorher noch die Entscheidung über die passende Tonhöhe zu treffen. Bei älteren Pianos in nicht mehr ganz einwandfreien Zustand empfiehlt es sich, das Instrument auf der Tonhöhe zu lassen. Der tiefere Kammerton, in unserem Hörbeispiel sind es 422 Hertz, hat den Vorteil, dass man sich beim Klavier spielen noch besser entspannen kann. Und wenn das Piano dann auch noch wohlklingend ist, was bei den meisten älteren Klavieren aufgrund des größeren Klangkörpers, der damit verbundenen längeren Saiten sowie der gewalkten Filze über den Klavierhämmern der Fall ist, dann kann sich die Seele entspannen.
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— Matthias Meiners (@Praeludio) 11. Mai 2015